Aus: Bote vom Untermain, Ausgabe Dienstag, 22. Oktober 2002

Musikalische Medizin nicht nur für die Ohren

Kapelle Rüdenau feiert mit Herbstkonzert gelungenen Abschluss ihres 110. Gründungsjubiläums - Ehrungen
Rüdenau. Als um 1890 einige Männer den Entschluss fassten, in ihrer Heimatgemeinde Musik zu machen, ahnten sie wohl kaum, was aus dieser Idee einmal werden würde. 110 Jahre nach ihrem ersten öffentlichen Auftritt 1892 sind aus den fünf Gründungsmitgliedern des Musikverein Rüdenau 40 geworden. Hätten jene fünf Männer der ersten (Musik-)Stunde Rüdenaus am Samstag Abend beim Herbstkonzert irgendwo an den vollbesetzten Tischreihen im Gasthaus »Zum Stern« noch einen Platz gefunden, so hätten sie auch angesichts der musikalischen Qualität ihre Freude gehabt.

»Musik ist eine gute Medizin, die von allen leider viel zu wenig genommen wird«, sagte Vorsitzender Paul Kern zu Beginn des Konzerts und lud alle Anwesenden zu einem »gesund machenden« Abend ein.

Um ihre »Medizin« besonders wirksam zu gestalten, hatten sich die Rüdenauer Musiker unter ihrem ruhig und routiniert agierenden Dirigenten Alberto Herkert ihre Zutaten aus der gesamten Welt zusammengesucht.

So kam zum Beispiel »ein Löffelchen Medizin« aus Tschechien (Largo aus Anton Dvoraks Symphonie »Aus der neuen Welt«) und eine große Portion aus den Niederlanden mit Kees Vlaks »The New Village« und »Kilkenny Rhapsody«. Insbesondere bei diesen beiden Stücken überzeugten die Tempi-Wechsel von langsam und getragenen Melodien zu flotten und regelrecht rasanten Passagen, bei denen es schwer fiel, lediglich mit dem Fuß den Takt mit zu wippen.

Mit »Olé«-Rufen und einem rhythmisch gekonnt dargebotenen Paso doble aus dem sonnigen Spanien (»Pepe« von Luigi di Ghisallo) ging es über Mexiko (schwungvoll gespielt: »Viva la Mexico«) nach Brasilien: Bei »Sunday in Rio« von Harm Evers konnten vor allen Dingen die Musiker an den Schlaginstrumenten, die in der hintersten Reihe leider kaum zu sehen waren, überzeugen.

Den Abschluss dieses, sich mit jedem Stück an Qualität steigernden Konzerts, bildete »My Way« mit einem souverän gespielten Saxofon-Solo von Andreas Lebküchner und Monika Jordan.

Aber nicht nur musikalisch hatte der Abend es in sich. Ganz nebenbei überreichte der Musikverein Rüdenau noch der Verbandsschule Kleinheubach eine Spende in Höhe von 250 Euro. »Damit sollen Musikinstrumente gekauft werden«, erklärte Paul Kern. Schließlich wolle man bereits jetzt in den Nachwuchs investieren. Außerdem nutzten die Rüdenauer Musiker und Musikfreunde sowie der Musikverband Untermain (MVU), der Bayerische Blasmusikverband (BDB) und die Bundesvereinigung Deutscher Blas- und Volksmusikverbände (BDBV) das Herbstkonzert, um langjährige aktive und passive Mitglieder zu ehren. Für zehn Jahre aktive Mitgliedschaft wurden Stefan Lebküchner, Monika Leiblein und Carmen Schartl geehrt.

Seit 15 Jahren sind Stefan Gehringer, Silke Hein, Karin Herkert, Alexander Nöthling, Carmen Nöthling und Susanne Seyfried aktiv dabei.

Für ihre 25-jährige Vereinstreue wurden Helmut Jakob, Klaus Lebküchner und Andreas Stumpf ausgezeichnet. Seit 30 Jahren ist Alberto Herkert aktives Mitglied, und seit 40 Jahren unterstützt Herbert Wolz den Musikverein Rüdenau. Die höchste Ehrung konnte MVU-Präsident Franz Pilzweger Ruprecht Laut verleihen: Für dessen 50-jährige Vereinstreue erhielt er die große goldene Ehrennadel vom BDB und die Ehrennadel »50« vom BDBV. Für seine 50-jährige Mitgliedschaft beim Musikverein Rüdenau bedachten seine Musikerkollegen Laut mit einem Gutschein für dessen zweitliebstes Hobby: das Pfeife rauchen. Doch was wäre ein Verein ohne passive Mitglieder? »Ohne die passive Unterstützung könnten wir auf Dauer nicht bestehen«, betonte Kern, bevor er die nicht aktiven, aber ebenso treuen Mitglieder des Musikvereins Rüdenau auf die Bühne bat. Seit 25 Jahren unterstützen Emil Berres, Leo Bischof, Wolfgang Bonn, Johannes Farrenkopf, Reinhold Leis und Volker Straub den Verein.

Für ihre 50-jährige passive Mitgliedschaft wurden Ottmar Breunig, Irmgart Fath und Oskar Specht ausgezeichnet. nab