Aus: Blasmusik Nr.04, April 2011

Auf Umwegen zum Traumberuf
Monika Jordan hat sich für einen nicht alltäglichen Beruf entschieden. Und außergewöhnlich war auch ihr Abschluss. Als Innungsbeste, bayernweit mit dem besten und bundesweit mit dem zweitbesten Ergebnis, legte die 28-Jährige aus Rüdenau bei Miltenberg im vergangenen Jahr ihre Gesellenprüfung als Holzblasinstrumentenmacherin ab. Der Weg zu ihrem jetzigen "Traumberuf" war allerdings alles andere als geradlinig.
Die Berufswahl wird bei jungen Menschen von vielen Faktoren beeinflusst. Bei Monika Jordan stellten letztlich die Begegnungen mit einem Saxophon und einer Es-Klarinette die Weichen. Dabei war sie musikalisch gesehen eher eine Spätzünderin. Erst mit 17 Jahren begegnete sie beim Werbenachmittag des heimatlichen Musikvereins einem Saxophon und wusste sofort, "das ist mein Instrument". Was Monika Jordan indes an Jahren versäumte, machte sie mit Engagement wett. Nach nur einem Jahr im Hauptorchester wurde sie als Jugendleiterin schon in den Vorstand gewählt, und inzwischen ist sie zudem noch stellvertretende Vorsitzende des Musikvereins Rüdenau.



Eine musikalische Spätzünderin startet durch
Als sie mit dem Saxophonspielen begann, oder auch später, als sie Klarinette dazu lernte, hatte sie jedoch nicht im Entferntesten daran gedacht, jemals einen Beruf im Umfeld der Blasmusik zu ergreifen. Für die Oberstufenschülerin stand der Berufswunsch vielmehr längst fest. Sie wollte Zahnmedizinerin werden. Nach dem Abitur erwies sich jedoch der Numerus Clausus als Hürde. Während Monika Jordan die Wartezeit auf den Studienplatz zunächst mit Gelegenheitsjobs überbrückte, entschied sie sich später, die Zeit sinnvoll zu nutzen, ihr Hobby zu vertiefen und an einer Bildhauerschule eine Ausbildung zur Holzbildhauerin zu absolvieren. Ursprünglich sollte jedoch auch diese Ausbildung nur dazu dienen, Wartesemester anzuhäufen, um dann doch irgendwann Zahnmedizin studieren zu können. Doch schon in den ersten Tagen der Ausbildung gab sie ihren lang gehegten Studienwunsch aus freien Stücken auf. Das Handwerkliche und Künstlerische hat ihr so gut gefallen, dass sie dabei bleiben wollte. Der Illusion, von Schnitzen einmal leben zu können, gab sie sich jedoch nicht hin. "Das ist ziemlich schwierig, da muss man sich über viele Jahre etablieren", weiß Monika Jordan.

Aus der Warteschleife in den Traumberuf
Eine alte Es-Klarinette eröffnete ihr da rechtzeitig zum Ende der Ausbildungszeit eine neue berufliche Perspektive. Dem Instrument begegnete Monika Jordan bei einem Musikfest des MV Rüdenau, wo es als Dekoration das Festzelt schmückte. Monika Jordan beschloss sofort, es zu restaurieren. Schnell musste sie dabei aber feststellen, dass die Fähigkeiten und Fertigkeiten einer Holzbildhauerin dazu nicht ausreichten. Im Branchenbuch machte sie einen Holzblasinstrumentenmacher ausfindig, rief an und bekam ein Praktikum angeboten. In den Weihnachtsferien musste sie zunächst das vorgegebene Praktikanten-Programm absolvieren - aus Kantholz das Oberstück einer Klarinette runddrehen, Tonlocher hineinbohren und Klappen feilen, bevor sie sich daran machen durfte, die Es-Klarinette zu zerlegen und instand zu setzen. Am Ende des Praktikums hielt Monika Jordan dann allerdings nicht nur eine funktionstüchtige Es-Klarinette in Händen, sondern hatte zudem die Aussicht auf einen Ausbildungsplatz als Instrumentenmacherin. Schon seit längerem hatte Meister Stefan Hoffmann überlegt, seinen Ein-Mann-Betrieb zu vergrößern. Bevor Monika Jordan im September 2007 jedoch ihre Ausbildung in Dörnsteinbach antreten konnte, musste ein zweiter Arbeitsplatz eingerichtet und Maschinen und Werkzeuge angeschafft werden. Doch der Schritt hat sich gelohnt, für beide. Monika Jordan hat hier, in der kleinen Werkstatt, ihren Traumberuf gefunden und ist im Nachhinein sogar froh, dass sie keinen Studienplatz für Zahnmedizin bekommen hat. Auch den langen Anfahrtsweg zu ihrem Arbeitsplatz von 60 Kilometern nimmt sie gerne in Kauf.



An der Werkbank ist nun ihr Platz
In erster Linie repariert sie nun Holzblasinstrumente für Musikvereine und Blaskapellen in der Region. Für einen großen deutschen Fagottherstellerbauen sie und Stefan Hoffmann zudem die Mechanik auf vorgefertigte Korpusse. Eher selten werden Neuanfertigungen eines Holzblasinstruments in Auftrag gegeben, aber die sind, so Monika Jordan, noch dem Chef vorbehalten. Sie selbst träumt davon, ein "Chalumeau", den historischen Vorläufer der Klarinette, zu entwickeln. Da könnte sie dann sowohl ihre künstlerischen als auch ihre handwerklichen Fähigkeiten einbringen. Sie sind in ihrem Beruf genauso unerlässlich wie musikalische Fähigkeiten. "Man muss die Instrumente nicht perfekt beherrschen, aber doch zumindest spielen können, um sie nach der Reparatur ausprobieren zu können", erklärt Monika Jordan. Und Stefan Hoffmann ergänzt: "Ohne ein gewisses Grundverständnis und ein echtes Interesse für die Instrumente wäre man in diesem Beruf fehl am Platz". Dass die Werkbank im Heilig-Geist-Weg in Dörnsteinbach für seine Mitarbeiterin absolut der richtige Platz ist, daran hegt indes niemand mehr einen Zweifel. Am wenigsten Monika Jordan, die nun von sich behaupten kann: "Ich bin in meinem Traumberuf angekommen".



Seite zurück
nächste Seite