Aus der Geschichte des Musikverein Rüdenau e.V.


1. Musikbegeisterte Jungmänner


Fast hundertzwanzig Jahre Musikkapelle Rüdenau, das sind hundertzwanzig Jahre Einsatz, Opfer und treuer Dienst für die Gemeinschaft. Aber auch hundertzwanzig Jahre Freude und Begeisterung, Trost und Gebet.

Wie kam es aber, dass vor hundertzwanzig Jahren in einem kleinen Dorf junge Burschen, zudem einfache Arbeiter, sich der Musik aktiv zuwandten und trotz aller Schwierigkeiten ihren Instrumenten treu blieben und ihre Kapelle zu einem bedeutenden Kulturträger werden ließen? Musik, vor allem wenn man dabei selbst aktiv wird, birgt Dimensionen, die verstandesmässig gar nicht fassbar sind. Die einen unmittelbaren Zugang zum Seelischen erschliessen und daher in allen Kulturen und Sprachen verstanden werden.


Warum waren es aber gerade die Blasinstrumente, für welche sich damals die Jungmänner begeisterten? Blasinstrumente, besonders die aus Blech, erzeugen einen weithin tragenden, ja machtvoll strahlenden Klang. Aus Tierhörnern entwickelt fanden sie schon im alten Ägypten Eingang in die Armee und in kultische Handlungen. Auch das alte Testament der Bibel nennt zahlreiche Einsätze beim Volk Israel. Selbst bei nordischen Völkern waren bereits vor Christi Geburt bis zu drei Meter lange, gewundene Blasinstrumente aus Bronze in Gebrauch. Der Wirkung der Töne kann man sich nicht entziehen. Wer wurde noch nicht von festlichen Klängen ergriffen, wer noch nicht von schwungvollen Tanzweisen oder straffer Marschmusik mitgerissen?


So muss es auch Lorenz Wolf, geboren am 15.03.1875, und seinen etwa gleichaltrigen Freunden Karl-Maria Dörr, Joseph Kohl, Valentin Leis und Ludwig Straub um das Jahr 1890 ergangen sein, als sie die Musikkapellen in Miltenberg und Laudenbach, den Musikzug des Fürsten zu Löwenstein in Kleinheubach oder den im Odenwald bekannten volkstümlichen Musikanten Schorsch Ruppert aus Vielbrunn hörten. Von ihrem in schwerer Arbeit verdienten Geld beschafften sie sich Instrumente und wanderten ungezählte Male durch den Wald nach Vielbrunn, um sich dort anlernen zu lassen. Etwas besser hatte es da Valentin Leis, dessen Lehrherr Tünchermeister Vogel in Miltenberg die Tuba blies, so dass er von diesem neben dem Handwerk auch die Tuba beherrschen lernte.


Im Jahre 1892 konnten die jungen Musiker erstmals in Rüdenau öffentlich auftreten, wie die Tradition berichtet. Es war wohl an Fasnacht und Kirchweih. Dass diese mündliche Überlieferung aber richtig ist, beweist ein Rechnungsbeleg aus den Gemeindeakten vom 24.07.1893, wonach der Wirt des Gasthauses "Zur Krone", Johann Jos. Link, 39 Mark erhielt

“für Festbeschmückung am Geburtsfeste Sr.Königlichen Hoheit Prinzregent Luitpold. Der Festzug der Feuerwehr und der Gemeindeverwaltung zur Kirche zum Gottesdienst mit Musik begleitet sowie von der Kirche, dann für Verabreichung von Getränken an die Feuerwehr und Musiker.”


Es war für die knapp 18jährigen Burschen eine grosse Ehre, an diesem hochoffiziellen Anlass, der im vaterländischen Geist unter Teilnahme der Veteranen des siegreichen Krieges 1870 / 71 gefeiert wurde, spielen zu dürfen und gemeinsam mit den Honoratioren des Dorfes am ausgedehnten Frühschoppen teilzunehmen. (Anm.: Der Bierpreis betrug damals 24 Pfennig pro Liter.) Diese Ehre wäre ihnen bestimmt nicht widerfahren, wenn die Kapelle nicht bereits vorher mehrfach Proben ihres Könnens abgelegt hätte, und zwar nicht nur erst im Frühjahr 1893.


Das Gründungsjahr 1892 steht damit eindeutig fest.



2. Mißglückte Vereinsgründung


Die Blaskapelle hatte im Dorfleben bereits einen festen Platz gewonnen. Nun war das Spielen bei festlichen Anlässen zwar ehrenvoll, brachte aber wenig ein. Schliesslich wollten die jungen Leute mit ihrer Musik auch etwas Geld verdienen. Das ging vor allem durch Tanzmusik zu den ortsüblichen Terminen wie Fasnacht, Maimusik, Erntemusik, Vor- und Nachkirchweih. Sie wurden dabei jeweils von einem der drei Wirte zu einem Pauschalbetrag bei freiem Essen und Getränk bestellt. Wenn sie über die vereinbarte Zeit hinaus spielten, durften sie die Tänzer bei jeder Tour selbst abkassieren. Freilich versuchten die Wirte den Preis für die Musiker so niedrig wie möglich zu halten. Aus dem gleichen Grund wurden oft nur möglichst wenige Musiker engagiert. So zeigt das älteste Foto der Kapelle von 1904 nur fünf Musiker.
Um aus dieser unbefriedigenden Situation herauszukommen, wurde bereits im Jahre 1900 der Versuch zur Gründung eines Vereins unternommen, der die Kapelle auf eine breitere gesellschaftliche und finanzielle Basis hätte stellen sollen. Nicht zuletzt durch Tanz- und Festveranstaltungen in eigener Regie. Am 2. Februar 1900 hatten sich bereits 18 Mitglieder angemeldet und eine Vorstandschaft gewählt:

1.Vorstand Ludwig Straub
2. VorstandPeter Wolz
Dirigent Lorenz Wolz
SchriftführerJoseph Meixner
KassierIsidor Meixner
Beisitzende August Hally / Ludwig Wolz


Von den 28 Paragraphen der Vereinsstatuten lautete der erste:

"Der Zweck des Vereins ist die Pflege und Förderung der Instrumentalmusik, sowie gesellige Unterhaltung".
Weil zur Vereinsgründung aber die Genehmigung des Bezirksamtes erforderlich war, wurden die Unterlagen dort eingereicht. Von dort wurde nun eine Stellungnahme der Gemeinde erbeten. Doch der Gemeindeausschuss lehnte in seiner Sitzung am 25.Februar 1900 die Vereinsgründung ab. So hält das Sitzungsprotokoll fest:
"...Wenn auch die Übertretung jugend- und sittenpolizeilicher Vorschriften nicht geradezu beabsichtigt ist, so ist doch zu erwarten, dass die Unterhaltungen des Vereins in regelrechten Tanzmusiken auslaufen werden... Die Handhabung der Jugend- und Sittenpolizei ist durch die Häufigkeit der Tanz- unterhaltungen eine nicht unbedeutende Aufgabe... Zu diesen Bedenken wegen der Moralität kommt noch das vom volkswirtschaftlichen Standpunkt. "

Die Musikkapelle aus dem Jahr 1904
in ihrer Tanzmusikbesetzung

Die Kapelle im Jahr 1904

stehend von links: Albrecht Link, Joseph Kohl, Lorenz Wolz
sitzend: Valentin Leis, Karl Maria Dörr

Die Gemeindeväter sahen die Moral ihrer Jugendlichen nicht zuletzt deshalb gefährdet, weil der Hirschwirt, in dessen kleinem Saal die Musikproben stattfinden sollten, auch einen Krämerladen unterhielt, in dem man bis in den späten Abend einkaufen konnte.
Da liess sich für die jungen Mädchen natürlich leicht ein Grund für einen "dringenden" Einkauf finden, um dort Burschen zu treffen und vielleicht ein paar Runden tanzen zu können. Ein selbständiger Musikverein im "Hirschen" forderte wohl auch den Widerstand der anderen Wirte heraus, die ja mit der Musikkapelle ebenfalls Geschäfte machen wollten. Hinzu kam, dass erst 1897 ein Gesangverein gegründet worden war, dessen Dirigent, der hochangesehene Lehrer Künstler, in seiner Eigenschaft als Gemeindeschreiber großen Einluss auf die Entscheidungen der Gemeindeverwaltung hatte und in einem Musikverein eine Konkurrenz zu seinem Gesangverein sah. In einem Dorf mit damals 433 Seelen durchaus verständlich. Am liebsten hätte er die Musiker dem Gesangverein angeschlossen. Doch am 26.März 1900 sprachen Vorstand Straub und Dirigent Wolz erneut bei der Gemeinde vor.

"Mit dem Gesangverein konnten wir uns nicht einigen, weshalb wir die Gemeindeverwaltung bitten, dies dem königlichen Bezirksamt mitzuteilen, damit unser Verein doch endlich in Kraft treten kann."

Doch die Gemeinde lehnte erneut ab, und von einem Musikverein ist daraufhin bis 1950 keine Rede mehr.



3. Die Blaskapelle erweitert ihre Aktivitäten


Vom Fehlschlag der missglückten Vereinsgründung im Jahre 1900 liessen sich die Musiker jedoch nicht beirren, und als am 06.01.1904 durch den damaligen Pfarrer Joseph Heeger ein katholischer Arbeiterverein gegründet wurde, tratem diesem sofort neun Mann der Musikkapelle als Mitglieder bei. Der sehr verständnisvolle Priester gewann die Musiker auch bald für die Begleitung der Prozessionen, zunächst für 30 Mark, ab 1912 für 40 Mark pro Jahr, die von der Gemeinde bezahlt wurden.

Es verwundert eigentlich, dass der Einsatz in kirchlichem Rahmen in dem seinerzeit rein katholischen Dorf erst so spät erfolgte. Das hing zunächst mit der Ausbildung der Musiker im damals evangelischen Dorf Vielbrunn zusammen, wo sie keine Möglichkeit zum Spielen katholischer Kirchenlieder hatten. Es ist aber auch verständlich, dass die jungen Männer, die ja noch als siebzehnjährige "Sonntagsschüler" in den vorderen Kirchenbänken Platz nehmen mussten und bei der "Christenlehre" vor versammelter Gemeinde ausgefragt wurden, zunächst einmal froh waren, der "Obhut" der Kirche entwachsen zu sein. Seit Pfarrer Heeger ist jedoch die Prozessionsmusik für die Blaskapelle eine Selbstverständlichkeit, und sie wurde sogar während der beiden Weltkriege -wenn auch zeitweise in minimaler Besetzung- gespielt.

Die Rüdenauer Blasmusik beim Festzug des Turnverein Kleinheubach im Jahre 1911

Die Kapelle im Jahr 1911

1.Reihe von links: Valentin Leis (mit Tuba), Friedrich Leis, Ludwig Leis, Ludwig Straub, Dirigent Lorenz Wolz (mit Tenorhorn)
2.Reihe von links: Joseph Kohl, Ludwig Link I, Hermann Link

Natürlich hatte sich inzwischen das Verhältnis zur Gemeinde wieder entspannt. So spielte die Kapelle in deren Auftrag zur Jubiläumsfeier des Lehrers und erhielt dafür 28 Mark; ferner weitere vier Mark für das anschliessende Konzert. Die Musiker genossen auch in der Umgebung Ansehen und wurden dort verpflichtet, wie ein Foto von 1911 belegt, wo sie beim Turnfest in Kleinheubach aufspielten.


Die Tanzmusik im Dorf und in den Nachbarorten war natürlich das bedeutendste Einsatzgebiet. Am 31.12.1918 erhielt die Kapelle 80 Mark von der Gemeinde "für geleistete Musik bei der Festfeier der heimkehrenden Krieger". Die Entwicklung der Blaskapelle konnte also sofort nach Beendigung des 1.Weltkrieges ungestört weitergehen.


4. Aufschwung durch eine neue Musikergeneration


Die starke Belebung des Vereinslebens nach den Kriegs- und Inflationsjahren brachte auch der Rüdenauer Musikkapelle neuen Schwung. Dirigent Wolz bildete eine ganze Reihe junger Männer an verschiedenen Instrumenten aus. Die Gemeinde gab 1925 einen Zuschuss von 150 Mark zum Erwerb neuer Instrumente, darunter auch die grosse Trommel mit Becken. Sie erhöhte auch die Vergütung für das Spiel bei den Prozessionen auf 110 Mark.

Die Blaskapelle Rüdenau beim Feuerwehrfest 1927

Die Kapelle im Jahr 1927

von links stehend: Josef Kohl, Emil Straub, Lorenz Wolz, Ludwig Link II, Karl Kohl
von links sitzend: Josef Arnold (Laudenbach), Ludwig Link I, Julius Paulus, Josef Herkert, Heinrich Leis, Josef Blaser
von links vorne: Edmund Link, Wilhelm Meixner, Friedrich Leis

Zu erwähnen sind für diese Zeit vor allem Einsätze bei mehrtägigen Festen. So im Dorf 1927 beim Jubiläum der Feuerwehr, 1928 beim Fahnenweihfest des Turnvereins und 1929 beim 25jährigen Gründungsfest des katholischen Arbeitervereins. Die Kapelle begeleitete auch wiederholt Vereine des Ortes zum Besuch auswärtiger Feste oder sie war in Nachbarorten als Festkapelle eingesetzt - eine recht anstrengende Angelegenheit: Beginnend am Samstagabend mit einem Umzug im Ort, anschliessend Spiel bis nach Mitternacht, am Sonntag Kirchenparade, dann Frühschoppenkonzert. Nach einer Mittagspause war der Festzug zu spielen, Unterhaltungsmusik am Nachmittag und Tanz bis tief in die Nacht. Da war es dann gut, wenn die berufstätigen Männer am Montag einen Urlaubstag hatten, um am Nachmittag bei der Kinderunterhaltung und am Abend wieder Tanzmusik spielen zu können.


5. Die Musikkapelle in der Zeit des "Dritten Reiches"


In seiner Sitzung am 6.Mai 1933 beschloss der Gemeinderat: "Der Musikkapelle werden für das Spielen am 1.Mai (Nationalfeiertag) 2 Mark pro Mann genehmigt". Für den Feuerschutztag am 7.Mai 1933 gab es eine Mark pro Mann und zwei Glas Apfelwein. Im gleichen Jahr spielten die Musiker aber auch zum Empfang des Bischofs Ehrenfried, 1934 zur Primiz von Lorenz Heilmann (sen.) und zur Einweihung des Kriegerdenkmals.


Bereits diese wenigen Daten beweisen, dass die Kapelle nach wie vor ihre Dienste für die Kirchengemeinde wie für die politische Gemeinde leistete. Sie versagte sich auch nicht bei den von den Nationalsozialisten verordneten neuen Anlässen, die allerdings in diesem kleinen, verhältnismässig armen und für die Partei uninteressanten Ort dank sehr vernünftiger und korrekter örtlicher Führungskräfte auf ein Mindestmass beschränkt blieben.


Der eine oder andere Leser mag sich noch an die Zeit der gemütlichen Waldfeste am Sommerberg oder im kühlen Winnetal erinnern. Oder an das Spielen am 1.Mai, wenn die feierlichen Klänge der Marienlieder vom Kapellenweg über das Tal hallten - und auch noch heute jedes Jahr zu hören sind. Oder an Ausflüge zu Fuss, z.B. an die Heunesäulen oder in Nachbarorte, mit fröhlicher Einkehr bei flotter Unterhaltungsmusik.
Damals verbesserte die Kapelle auch ihre Besetzung durch die Hinzunahme von Klarinette. Mit dem späteren Dirigenten Valentin Staab und Edmund Wolz hatte man gleich zwei erstklassige Holzbläser. Der Dirigent Lorenz Wolz bildete auch immer wieder Nachwuchsmusiker aus, fand dabei aber Unterstützung bei seinen Musikfreunden.


Der Beginn des 2.Weltkrieges bedeutete natürlich wieder einen brutalen Eingriff, zumal der gealterte Dirigent Wolz nicht mehr mitwirken konnte. Es sprangen aber ehemals aktive Musiker wieder ein. So der damalige Dirigent des Gesangvereins Ludwig Link I., der mit dafür sorgte, dass wenigstens die Kirchenmusik weitergeführt werden konnte. U.a. bei der Primiz von Josef Link 1940, beim Einzug von Pfarrer Lieb 1943 und bei der Beisetzung des am 18.Oktober 1942 verstorbenen Gründers und bisherigen Dirigenten Lorenz Wolz. Die Verdienste dieses Idealisten um die Kapelle sind einmalig, hatte er sie doch durch fünf Jahrzehnte hervorragend geführt, ja geradezu väterlich betreut, hatte immer wieder Musikernachwuchs ausgebildet, ja sogar über Jahrzehnte seine eigene Wohnstube als Probelokal zur Verfügung gestellt.


6. Wiederbeginn der Musikkapelle 1945 und Gründung des Musikvereins 1950


Nach einer kurzen Unterbrechung sammelten sich gegen Ende 1945 einige Musiker um den recht vielseitigen Valentin Staab, der sich von der amerikanischen Militärregierung eine Lizenz für die Kapelle einholte. Man spielte zunächst mit Saiteninstrumenten und Akkordeon Unterhaltungs- und Tanzmusik, denn die lauten Töne der Bläser waren damals nicht gefragt.
Aber bereits ab dem Frühjahr 1946 wurde die Prozessionsmusik mit der Blaskapelle gespielt, die bis 1950 auf 14 Musiker angewachsen war, darunter auch einige heimatvertriebene Neubürger. Der neue Dirigent Staab war dabei -wie sein Vorgänger- für die Ausbildung des Nachwuchses verantwortlich.
Die Musikkapelle hatte sich ihren Platz im kulturellen Leben der Gemeinde Rüdenau wieder voll gesichert.


Am 26.November 1950 rief man zur Gründung eines Musikvereins auf.

Foto der Blaskapelle von 1950

Die Kapelle im Jahr 1950

Text auf der Tafel: "Zur Erinnerung an das 50jährige Stiftungsfest der Rüdenauer Blaskapelle im Jahre 1950"
von links stehend: Josef Blaser, Johann Patzelt, Phillip Neff
von links mitte: Ludwig Rothenbach, Ludwig Link, Karl Staab, Ewald Neff, Edmund Wolz und Dirigent Valentin Staab
von links vorne: August Kraus, Rudolf Brohm, Alfred Kraus

Sofort schlossen sich 97 fördernde Mitglieder an. Mit Hermann Rothenbach fand man zudem einen äusserst einsatzfreudigen, tüchtigen 1.Vorsitzenden, so dass nunmehr die Kapelle eine vorzügliche Unterstützung auf einer breiten Basis fand. Die Anerkennung der Gemeinnützigkeit seit 1954, die Verleihung der grossen goldenen Medaille am weiss-blauen Band durch den nordbayerischen Musikbund 1959, der Eintrag ins Vereinsregister 1980 und die Verleihung der vom Bundespräsidenten gestifteten Pro-Musica-Plakette durch bayerischen Staatsminister Hans Zehetmair zum 100jährigen Bestehen der Blaskapelle am 26.April 1992 waren weitere Schritte des Vereins, in dessen wohlgeführten Schriftwesen die vielseitigen Aktivitäten lückenlos protokollarisch festgehalten sind.


7. Die Musikkapelle und der Musikverein von 1992 bis Heute

Feste und Jubiläen

Dreißig Gastvereine kamen zum Jubiläumsfest 100 Jahre Musikkapelle Rüdenau vom 03. bis 06.Juli 1992, das mit einem Kreismusikfest verbunden war.
Ein Festzug am Freitag mit der Musikkapelle aus Schleichach im Steigerwald, dem Musikverein "Heimatklänge Draßmarkt" aus dem Burgenland, der Musikgruppe "The Cornafean Ceili Group" aus Irland und unserer Musikkapelle eröffnete das Fest. Diese drei Gastkapellen, vor allem die Schleichacher, sorgten danach für viel Stimmung im Festzelt.


Am Samstag beeindruckte ein Sternmarsch und der anschließende Gemeinschaftschor aller Musikkapellen auf dem Kirchplatz. Dort wurde auch durch Landrat Roland Schwing die PRO MUSICA-Plakette überreicht. Nach zahlreichen Grußworten sorgten die Gastkapellen im restlos überfüllten Festzelt für Unterhaltung und abends spielten die Trennfurter Musikanten zum Tanz auf. Für ausgelassene Stimmung sorgte die Schweizer "Guggenmusik" bei ihrem Auftritt.


Nach Totenehrung und Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal fand am Sonntag im Festzelt ein Festgottesdienst statt, der von den Draßmarktern musikalisch gestaltet wurde. Leider mußte der für den Nachmittag geplante Festzug wegen starken Regens ausfallen, was aber der Stimmung im Festzelt bei Tanz und Unterhaltung nicht schadete.


Am Montag sorgten unsere Musikkapelle und "The Cornafean Ceili Group" aus Irland für Unterhaltung beim Kinder- und Seniorennachmittag und zu einem Bayerischen Bierabend spielten die Obernburger Musikanten auf.


Zum Jubiläum 45 Jahre Musikverein wurde vom 22. bis 25. Juli 1995 ein Fest veranstaltet. Vor allem der Montagabend mit den Original Aalbachtaler Musikanten wird ein unvergeßliches Erlebnis bleiben.


Bei schönstem Kaiserwetter feierte der Musikverein vom 17. bis 19. Juni 2000 sein 50-jähriges Bestehen. Schon Freitag Abend konnte man die Musikfreunde aus Draßmarkt im Burgenland empfangen. Am Samstag bewegten sich 13 Musikkapellen im Sternmarsch durch die Ortsstrassen zum Gemeinschaftschor auf dem Platz bei der Kirche. Dann zog man gemeinsam zum Festplatz an der Turnhalle, wo am Abend die Original Aalbachtaler Musikanten für ausgelassene Stimmung im Festzelt sorgten. Der Festgottesdienst am Sonntag im Festzelt wurde von den Musikern aus Draßmarkt musikalisch gestaltet. Weitere Höhepunkte waren der Festzug mit den Ortsvereinen und den Gastkapellen vom Ortseingang duch die Hauptstraße zum Festplatz und das Freundschaftsspiel der Gastkapellen im Festzelt. Für Unterhaltung am Abend sorgten die Trennfurter Musikanten. Am Montag folgte dem Kinder- und Seniorennachmittag ein Bayerischer Bierabend. Während der gesamten Zeit informierte eine Bilderausstellung in der Turnhalle sowohl über die 50-jährige Geschichte des Musikvereins, als auch über die mehr als 100-jährige Geschichte der Musikkapelle.


Neben diesen Jubiläen wurden im Juli 1993, im Juni 1997, 1998 1999 und im Juli 2001 Musikwerbefeste auf dem Platz bei der Kirche veranstaltet. Neben einigen Festen wurde im Schnitt jährlich etwa fünf auswärtige Musikfeste besucht und diese durch Mitwirken beim Festzug und Gemeinschaftschor und durch musikalische Vorträge im Festzelt mitgestaltet.


Pflege der Blasmusik

Wie schon seit ihrer Gründung spielt die Musikkapelle auch heute noch traditionell zu kirchlichen Anlässen, meistens sind dies Prozessionen, und zu Anlässen der politischen Gemeinde.


Der Jahreslauf beginnt mit der Begleitung der Auferstehungsprozession am Ostersonntag nach dem Gottesdienst und dem darauf folgenden Standkonzert am Platz vor der Kirche. Am Weißen Sonntag begleitet die Musikkapelle die Kommunionkinder im feierlichen Zug von der Schule zur Kirche. Seit 1996 umrahmt jeweils am 30. April die Musikkapelle mit ihrem Spiel das Aufstellen des Maibaumes und am 1. Mai hat das Spielen in den Wonnemonat eine lange Tradition. Morgens um 6 Uhr klingt dann als erstes Lied "Maria Maienkönigin" vom Rosenberg ins Tal.


Bei der Prozession des Festes Christi Himmelfahrt spielt die Musikkapelle und zu Fronleichnam gestalten die Musiker sowohl die Kirchenparade von der Schule zur Kirche, als auch die Fronleichnamsprozession durch den Ort zu den Altären. Hinterher sorgen sie für musikalische Unterhaltung beim Frühschoppen im "Stern". Ebenso wird die Proszession zur Ewigen Anbetung von der Musikkapelle begleitet. Seit 9. Juli 2000 gibt es eine gemeinsame Wallfahrt nach Walldürn der Pfarrgemeinde Rüdenau und der Kirchengemeinde Mainbullau und Breitendiel. Die Rüdenauer Musikkapelle begeleitet die Wallfahrer nach einem gemeinsamen Morgengebet aus der Kirche St.Ottilia bis zum Ortsausgang von Rüdenau. Später in Breitendiel beim Ein- und Auszug in die bzw. aus der dortigen Kirche waren die Musiker wieder dabei und auch beim feierlichen Einzug in Walldürn und in die Wallfahrtskirche. Dort wurde das Pilgeramt in der vollbesetzten Basilika von der Musikkapelle musikalisch gestaltet. Nach dem gemeinsamen Auszug aus der Wallfahrtskirche und der Heimfahrt mit dem Zug, trafen sich Pilger und Musikkapelle wieder in Breitendiel, wo man von der Bahnhaltestelle zum Abschlußgebet in die Kirche zog. Zu Allerheiligen werden jedes Jahr die Feier am Kriegerdenkmal, der Friedhofsgang und die Feier auf dem Friedhof von der Musikkapelle mitgestaltet.


Wenn am 11. November die Kinder im Martinszug durch die Straßen des Ortes ziehen, singen sie unter den Klängen der Musikkapelle die Laternen- und Martinslieder.


An der Gedenkfeier der Gemeinde zum Volkstrauertag beteiligt sich die Kapelle mit entsprechenden Musikstücken. Beim Altennachmittag, der abwechselnd von der politischen und der kirchlichen Gemeinde veranstaltet wird, tragen die Musikkapelle oder die Jungmusiker zur musikalischen Unterhaltung bei. Mit weihnachtlichen Weisen verschönern sowohl die Musikkapelle, als auch die Jungbläsergruppe den Rüdenauer Weihnachtsmarkt und die Christmette wird ebenefalls von der Musikern mitgestaltet. Durch die Mitwirkung im Jahresabschlußgottesdienst wird auch jeweils das Vereinsjahr musikalisch beendet.


Neben diesen alljährlich wiederkehrenden Verpflichtungen bot die Musikkapelle verschiedene Konzerte. Beispielhaft dafür waren das Frühjahrskonzert am 20. März 1993, das Kurkonzert in Bad Schönborn am 4 April 1993, das Weihnachtskonzert am 12. Dezember 1993, das Frühjahrskonzert am 2. April 1995 und das Frühjahrskonzert am 23. März 1996. Im Dezember 1996 gestalteten die Musiker eine Live-Sendung des 1.Bayerischen Hörfunks mit, die aus dem Hofgartensaal in Kleinheubach gesendet wurde. "Unterhaltung und gute Laune mit den Rüdenauer Musikanten" war das Motto einer Veranstaltung in der Turnhalle am 25. Oktober 1997 und ein weiteres Frühjahrskonzert war am 15. April 1998. Das Jubiläumsjahr "50 Jahre Musikverein" wurde am 15. April 2000 mit einem Jubiläumskonzert im Sternsaal eröffnet. Der Besuch der Musikergruppe "The Cornafean Ceili Group" aus Irland war der Grund für ein gemeinsames Konzert im Gasthaus Stern am 23. Juli 2000. Mit vorweihnachtlichen Konzert am 2. Advent 2000 ließ der Musikverein das Jubiläumsjahr ausklingen. Gemeinsam mit dem Männerchor Rüdenau gelang es den Musikern, die Zuhörer zu begeistern und auf das nahe Weihnachtsfest einzustimmen. Ein großartig gelungener Abschluß eines ebenso großartig gelungenen Jubiläumsjahres des Musikvereins.


Der Musikverein mit seiner Musikkapelle nimmt regen Anteil an den persönlichen und familiären Ereignissen seiner Mitglieder. Zu hohen, runden Geburtstagen, zu Hochzeiten, zu Silbernen und Goldenen Hochzeiten gratulieren die Musiker mit einem Ständchen und beim Tod eines Vereinsmitgliedes gestaltet die Musikkapelle eine hl. Messe für das verstorbene Mitglied musikalisch aus.


Pflege der Geselligkeit

Die Vorstandschaft des Musikvereins sorgt sich aber nicht nur um die musikalische Weiterentwicklung, sondern fördert auch die Geselligkeit, die Freude und den Zusammenhalt im Verein. Die Mitglieder der Kapelle, deren Ehegatten oder Lebensgefährten und die ehemaligen Musikanten treffen sich regelmäßig im Januar zu einem Kameradschaftsabend. Es werden die fleißigsten Besucher der Musikproben geehrt und Quiz- und Fragespiele der Vereinsjugend sorgen für Unterhaltung. Auf besondere Vereinsereignisse blickt man zurück bei Dia- und Filmabenden und dem Informationsaustausch zwischen Vorstandschaft und Musikkapelle dienen sogenannte Diskussionsabende. Durch Werbe- und Verkaufsabende wurde zusätzlich auch immer wieder die Vereinskasse aufgebessert. Die ein- bzw. mehrtägigen Vereinsausflüge ins In- und Ausland waren -und sind- wiederum ganz besondere Ereignisse. Hinzu kommen zahlreiche Unternehmungen wie z.B. Besichtigungen, Zeltlager oder auch die jährlichen Festbesuche bei befreundeten Vereinen, die ebenso zur Geselligkeit beitragen.